Ernst Strasser und die ÖVP – weiße Weste mit märchenhaften Flecken

Wir haben keine ausgewiesene Präferenz für eine politische Partei. Das sollte zuallererst einmal festgehalten werden, ebenso wie die Tatsache, daß wir allen Fraktionen gegenüber eine unverhohlene Skepsis an den Tag legen, was die Hintergründe von Entscheidungen betrifft, besonders in Personalfragen.

Ernst StrasserDr. Ernst Strasser, noch Präsident des NÖ HILFSWERKS und Vizepräsident des HILFSWERKS ÖSTERREICH (Aufnahme von seiner Rücktrittsrede als Innenminister 2004)

Als nach der letzten EU-Wahl Vizekanzler und ÖVP-Chef Josef PRÖLL gegen den deklarierten Wunsch der Wähler Ernst STRASSER als Delegierten nach Brüssel sandte (und dabei die Vorzugsstimmen mit den Worten: „Die sind mir Wurscht!“ abtat!), haben wir uns gefragt, was dabei herauskommen solle. Jetzt wissen wir es!

Ernst STRASSER, seines Zeichens professioneller Rücktreter (als Innenminister scheiterte er an seiner ausländerfeindlichen Haltung beim Versuch, die FPÖ rechts zu überholen), hat sich peinlicherweise demaskiert. In Gesprächen mit angeblichen Lobbyisten britischer Provenienz (siehe TV-Beitrag der Sunday Times), die zu seinem Leidwesen aufgezeichnet wurden, hat er die Chance, sein offenbar zu geringes Einkommen um 100.000.- € aufzubessern, nutzen wollen. Daß dies dem Tatbestand der Korruption entspricht hat bei seinen geringen moralischen Ansprüchen keineswegs zum Zögern geführt, ebenso wenig wie die Möglichkeit von Aufdeckung, hatte er sich doch immer darauf verlassen können, daß „irgendwer“ seine schützende Hand über ihn halten würde. Wir haben in der CausaNÖ HILFSWERK“ darauf hingewiesen, daß er wohl die Präsidentschaft, nicht aber die Verantwortlichkeit akzeptiert habe. Und jetzt das!

In seiner Erklärung zu seinem Rücktritt sagte er, daß er “ … gewußt habe, daß es sich nicht um echte Lobbyisten handelt“. Mit dem Vertrag wollte er zur Staatspolizei gehen, sei aber “ … aus terminlichen Gründen“ nicht dazu gekommen. Jetzt wird seitens der EU gegen ihn und zwei andere Delegierte (aus Rumänien und Slowenien) ermittelt.

Das allein ist ja schon putzig genug. Aber es wäre doch nicht Ernst STRASSER, wenn er dem allen nicht noch ein Krönchen aufsetzen könnte: Auf die Frage, ob er jemandem Anderen diese Rechtfertigung glauben würde, antwortete er mit: „Selbstverständlich!“

Wir werden ihn wahrscheinlich bei der nächsten Hasenjagd, zu der er sicherlich von seinen ÖVP-Parteifreunden eingeladen werden wird, mit einem Salzstreuer statt einer Flinte aufkreuzen sehen, denn er glaubt ja an Märchen! Wir nicht! Es gilt die Unschuldsvermutung …

Reinhard Ploil

Film- und Videoproduktionen - Informationsagentur.com e.U.

2011-03-21