Demonstration gegen George Bush

Wie bereits berichtet und mittels Kurzdokumentarfilm auch reportiert, kam es während des USA – EU Gipfeltreffens am 21.6.2006 zu mehreren Protestkundgebungen gegen die USA-Politik und George W. BUSH, darunter auch am Veranstaltungsort, der Bundeshauptstadt Wien. In diesem Artikel setzen wir uns mit einer Thematik auseinander, die auch einschlägige Medienberichte kritisch beleuchten soll, wie auch den Umstand, daß während der Demonstration der Aspekt Alkohol eine Rolle spielte, aber ebenso, daß unnötiger Weise eine polizeiliche Absperr-/Sicherungsmaßnahme gesetzt wurde, die jedoch zu verurteilenden Handlungen weniger Demo-Teilnehmer führte.

Unter dem Slogan Stop Bush – Stop War wurde die größte Demo gestartet, die Wien in den vergangenen Jahren erlebte. Fragte man Verantwortliche behördlicherseits während des Kundgebungsverlaufes über die Anzahl der Teilnehmer, so erhielt man die unterschiedlichsten Angaben, die eine Bandbreite von 5.000 bis 15.000 beinhaltete. Wir begleiteten die Proteste vom Wiener Votivpark, mit einer U-Bahn-Demo beginnend, zum Sammelpunkt beim Westbahnhof über den Streckenverlauf der Mariahilfer Straße bis zum Abschlußkundgebungsort wieder im Votivpark. Im Zuge der Mariahilfer Straße dokumentierten wir den gesamten Demonstrationszug, der unserer Erfahrung nach eine Mindestteilnehmeranzahl von über 25.000 Menschen beinhaltete. Doch bereits während des Aufenthaltes im Votivpark war uns ein Umstand aufgefallen, der nachdenklich stimmte. Einige der Teilnehmer konsumierten Alkoholika und bei der U-Bahn-Demo konnten wir beobachten, daß sogar fast gänzlich geleerte Spirituosenflaschen mit 0,7l Volumsinhalt die Runden machten. Ja, es gab Leute, die offensichtlich diese wichtige Veranstaltung mit einem Volksfest verwechselten. Daß im Zuge des Protestzuges Fahrzeuge verwendet wurden, die Musik ausschallten und sporadisch die gegen Präsident George W. BUSH gerichteten Proteste ansatzweise einer Love-Parade glichen ist zur Kenntnis zu nehmen. Doch lieber Musik als Mittel des Protestes einsetzen, als mit den gleichen Mitteln zu agieren wie Bush, nämlich mit Gewalt – so gesehen also durchaus begrüßenswert.

Doch Alkohol, zusätzlich unter Berücksichtigung der herrschenden Hitze an diesem Tag, war wohl nicht nur unangebracht, sondern schmälerte den angestrebten Zweck. Denn ausgerechnet diese Schnapsdrosseln waren es, die der Aktion den Ansatz lieferten, der Massenmedien für ihre Berichterstattung willkommen war. Sie waren es, die dann beispielsweise in der Hofburg zu Ereignissen führten auf die sich die Massenmedien stürzen. So berichtete die Wiener Zeitung in ihrer Online-Ausgabe vom 22.6.06 mit der Headline „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ und man könnte meinen, daß die Demo von gewalttätigen chaotischen Umständen begleitet war. Auszug aus dem Artikel:

Es haben sich nach der Kundgebung am Heldenplatz gegen 19.30 Uhr ca. 300 bis 500 Leute von den 15.000 übrigen Demonstranten abgespalten und sind gewalttätig gegen das Innere Burgtor vorgestürmt. Die Polizei zog eilig Wega-Kräfte zusammen und mußte sich gegen Attacken mit Feuerwerkskörpern, Steinen, Flaschen und Müll zur Wehr setzen. Etliche Polizisten wurden mit faulen Eiern und ähnlichem überhäuft.

Faksimile aus dem Bericht der "Wiener Zeitung"

Faksimile aus dem Bericht der "Wiener Zeitung"

alkoholisierter Provokateur bei DemoDas wollen wir doch ein wenig relativieren, weil es ein Spiegelbild widergibt, das einzelne Menschen verursachten, jedoch nicht dem Gesamtbild entspricht. Fakt ist, daß eine geringe Anzahl von Personen wegen Genuß übermäßiger Alkoholmengen blau waren und ein Benehmen an den Tag legten, das sich jeglicher durchschnittlich normaler Umgangsformen entzog. So postierte sich beispielsweise ein knapp über 20 Jahre junger Mann mit Bierdose, etwas wankend, etwa 75cm vor einem Polizisten, der in einer Polizeikette stand und sagte der neben ihm stehenden weiblichen Demonstrantin: „Na schau Dir diese Trottel an, diese feigen Bullen“. Alkohol läßt bekanntlich die Hemmschwellen schwinden, was diese Person, die nach unserer Einschätzung ohne Alkoholeinfluß keiner Fliege etwas zu Leide tut, von sich gab – war das letzte. Der Bursche provozierte und schimpfte wie ein Rohrspatz. Nicht anders verhielt es sich mit dem zweiten jungen Mann, den wir beobachteten. Einem Tanz gleichend sprang er vor der Absperrungskette der Polizei hin und her, schimpfte und verunglimpflichte die Beamten. Wie auch Erstgeschilderter in der Gewißheit  die Menge der Demonstranten hinter sich zu haben.

Verantwortliche und Ordnungskräfte des Veranstalters waren bemüht auf ihn einzuwirken. Ihm bereitete es jedoch sichtlich Vergnügen, schimpfend und im eindeutig erkennbaren Vorsatz der Provokation, eine mögliche Eskalation zu erwirken. Fand es dessen Begleiterin zuvor noch belustigend, war sie angesichts des Zündpotentials dann selbst um Beruhigung bemüht.

Demonstranten und Verantwortliche versuchen zu beruhigen - Begleiterin lächelt verbale Ausfälle gegenüber der Polizei

Eskalation - die Begleiterin beruhigt jetzt auch alkoholisierter Demonstrant provoziert weiter

Einen leitenden Beamten, einen Major bei den anwesenden WEGA-Kräften, fragten wir, warum denn hier eine Absperrung eingerichtet wurde, noch dazu nachdem George W. BUSH sich mit Gefolgschaft längstens entfernt hatte und meinten, dass, sofern die Polizisten abgezogen werden würden, das Risiko einer Konfrontation gar nicht mehr vorhanden wäre. Die Antwort lautete, daß das Abströmen der Kundgebungsteilnehmer nicht durch abgesperrten Bereich erfolgen dürfte. (Anm.: wir führen diese Aussage auf einen etwaig vorhandenen Bewilligungsbescheid zurück.) Worauf wir unter Abwägung der Verhältnismäßigkeit des Konfliktpotentials meinten, es für vorteilhafter zu halten, diese massiven Kräfte zu verlagern. Es machte keinen Sinn selbst aus Sicht der Exekutive auf einem Umstand zu bestehen, der angesichts der vereinzelt auftauchenden Unruhestifter, dann eine Kettenreaktion auslösen könnte. Dies würde keinem der Beteiligten zum Vorteil werden.

Erfreulich, daß man sich behördlicherseits dann kurzerhand entschloß, die Kräfte von dort abzuziehen, was den zuvor genannten jungen Mann einlud, schreiend und grölend die abfahrenden Polizeikräfte zu begleiten.

Was nun die von der Wiener Zeitung vorgenommene Berichterstattung betrifft, so waren es tatsächlich einige, wenige Gegenstände, die geschmissen wurden, wobei man über die Begrifflichkeit „Attacken“ diskutieren könnte, aber wir haben kein einziges faules Ei gesehen, keine einzige unkenntliche Polizeiuniform und von Überhäufung kann keine Rede sein.

Quotenträchtige Schlagzeilen - es gab kein gewalttätiges Stürmen von 300 bis 500 Leuten

Quotenträchtige Schlagzeilen - es gab kein gewalttätiges Stürmen von 300 bis 500 Leuten

Leere Pet-Flaschen, ebensolche Bierdosen, ein Holzstück und eine Klopapierrolle, sowie einige Knallkörper die sogenannten „Piraten“ (pyrotechnische Gegenstände der Klasse II), die aber auch schon entlang des gesamten Demonstrationszuges sporadisch geworfen wurden, wurden von den Polizisten mittels Schild professionell abgewehrt. Im Übrigen wurden diese Gegenstände aus der Menge wahllos in Richtung Polizei geworfen und nicht, wie vielleicht aus dem besagten Artikel ableitbar wäre, in Form eines direkt gezielten Angriffes.

Wären dort keine Polizeieinheiten aufgezogen, die dann sowieso frühzeitig abgezogen wurden und hätten sich die vereinzelten Kundgebungsteilnehmer auf das besonnen, was Gegenstand der Demonstration war und auf den vollkommen unangebrachten Alkohol verzichtet, wäre gar nichts geschehen. Der Protest richtete sich gegen Gewalt und Gesetzesbruch, die von George W. BUSH und seiner Administration gegenüber dem Irak, Afghanistan und Zivilisten ausgeübt wird und zu verantworten ist. Um dem eigenen Protest eine schlagende Kraft, die auch international wahrgenommen werden kann, zu verleihen, bedarf es eines klaren Kopfes. Wer das nicht begreift, soll das nächste Mal zu Hause bleiben, denn, wie der Artikel der Wiener Zeitung beweist, schadet dies den Veranstaltern und anderen Teilnehmern, die mit demokratischen Mitteln ihre Meinung und ihren Protest zum Ausdruck bringen wollen.

friedliche Teilnehmer bei der AbschlußkundgebungCindy SheehanCindy SHEEHAN  sagte in ihrer Ansprache bei der Abschlußkundgebung, daß George W. BUSH nicht verrückt sei, sondern George BUSH sei gefährlich. (siehe Film) Die aus unserer Sicht beachtenswerte Kundgebung hat ebenso das Recht erwirkt ernst genommen zu werden, auch wenn es ein paar Individuen gab, die es bevorzugten, sich ihre wenigen Gehirnzellen um einen weiteren Anteil reduzieren zu müssen, die dachten an einer Hetz teilzunehmen und nicht im Stande sind den Ernst der Lage zu erkennen.

070907


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